13. Kapitel

 

Sie sind sehr gut ausgebildet«, flüsterte Violet ihrem Mann zu, während sie mit ihm am Rand des Musikzimmers entlangschritt. Ihre Dinnergäste waren soeben dabei, sich Plätze zu suchen. Angelica legte einige Notenblätter auf ihren Flügel. Sie und Violet würden ihren Gästen gleich etwas vorspielen, aber zuerst musste sie Patrick von ihrer Entdeckung berichten.

»Angelica konnte keinen einzigen verdächtigen Gedanken aufschnappen, aber ich kann es riechen.«

»Was riechen?«, fragte Patrick und blickte, ohne sich etwas anmerken zu lassen, lächelnd in die Runde seiner Gäste.

»Menschenblut«, erwiderte Violet erregt und nickte Angelica zu, die sie soeben mit einem Wink aufforderte, ihre Geige zur Hand zu nehmen, die etwas abseits auf einem Stuhl lag.

»Die Frau, die Peter mitgebracht hat, riecht danach. Ich glaube, sie heißt Delphine.«

Patrick ließ sich nichts anmerken, doch sie konnte seine Anspannung fühlen, während er sich nach der betreffenden Frau umsah. Sie saß neben Peter auf einem Diwan, der direkt vor dem Konzertflügel stand.

»Und Peter?« »Nichts«, antwortete Violet. »Er weiß wahrscheinlich gar nichts. Angelica hat den ganzen Abend seine Gedanken überprüft. Er ist ganz vernarrt in diese Französin.«

Patrick drückte die Hand seiner Frau. »Geh und spiele, Liebes. Ich kümmere mich um den Rest.«

Violet ging.

Alexander. Patrick projizierte seine Worte direkt in den Geist seines Freundes - auch wenn er es hasste, in die Gedanken anderer einzudringen.

Alexander, der am anderen Ende des Raums mit seiner Frau, Ismail und zwei Mitgliedern des östlichen Clans zusammenstand, blickte überrascht auf.

Du hast Informationen? Alexanders telepathische Frage ertönte klar und deutlich in Patricks Kopf, während dieser sich unauffällig der Französin näherte.

Wir haben unsere Spionin. Sie sitzt neben Peter. Ich möchte nicht, dass sie Violet oder Angelica zu nahe kommt.

Du musst warten, bis die Party zu Ende ist, Patrick. Dann werden wir ihr folgen und sehen, wohin sie uns führt.

Unmut und Zorn flammten in Patrick auf. So lange wollte er nicht warten. Er wollte nicht, dass sich dieses Weib im selben Zimmer aufhielt wie seine Angehörigen. Wir können ihre Gedanken lesen. Wir brauchen ihr nicht zu folgen. Wir sollten sie sofort hier rausschaffen!

Alexander warf Patrick einen warnenden Blick zu. Wir werden mehr von ihr erfahren, wenn wir wissen, wonach wir fragen müssen, Anführer.

Anführer. Patrick wusste, dass Alexander ihn absichtlich mit seinem Titel anredete, um ihn an seine Verantwortung als Clanführer zu erinnern. Er durfte sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen, er musste rational denken. Ja, Alexander hatte recht, aber er hasste es, zusehen zu müssen, wie ein Mitglied der Wahren Vampire die Gastfreundschaft seines eigenen Hauses missbrauchte! Nun, selbst wenn ihm vorläufig die Hände gebunden waren, er würde die Frau jedenfalls nicht aus den Augen lassen. Patrick setzte sich auf einen leeren Platz direkt hinter Delphine und lächelte seiner Sitznachbarin zu.

Alexander meldete sich noch einmal zu Wort: Sie würde es merken, wenn wir ihr sofort folgen, und möglicherweise einen anderen Weg einschlagen als den geplanten, um uns zu täuschen. Deshalb werde ich Kiril bitten, ihr zu folgen. Er steht bereits draußen vor dem Tor. Mit ihm wird sie nicht rechnen.

Patrick nickte zustimmend. Dann begannen Angelica und Violet zu spielen, und Stille senkte sich über den Raum.

Highlander?, meldete sich nun auch Ismail zu Wort. Seine telepathische Stimme klang klar, aber schwächer als die von Alexander. Der Russe war, abgesehen von Angelica, der stärkste Telepath unter ihnen.

Die Frau, die vor mir sitzt, ist eine Spionin, antwortete Patrick. Er versuchte, sich auf die wunderbare Musik zu konzentrieren, um sich davon abzuhalten, die Hände auszustrecken und dem verräterischen Weib den Hals umzudrehen. Sie wollte seine Frau und sein Kind töten!

Patrick hörte Ismail hinter seinem Rücken auftauchen.

Unser Plan?

Kiril wird ihr folgen. Und wir folgen Kiril.

In dem Anwesen unweit des Green Parks war es dunkel, nur im zweiten Stock brannte ein schwaches Licht. Alexander und Patrick traten die Tür ein und stürmten nach oben. Nun rochen auch sie es: Menschenblut. Kiril und Ismail warteten draußen, um eventuelle Flüchtlinge abzufangen.

Der Blutgeruch wurde immer stärker. Alexander tastete nach dem Dolch in seiner Jackentasche. Er wusste, dass ein Kampf unvermeidlich war. Menschenblut machte Vampire wild und aggressiv. Es würde keine Zeit für Fragen geben.

»Wir müssen einen von ihnen am Leben lassen«, erinnerte Alexander Patrick noch einmal. Dann riss er die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ selbst ihn, einen Veteranen unzähliger Schlachten, nicht kalt. Sechs Vampire, einschließlich jener, die sich Delphine nannte, beugten sich über zwei blonde Mädchen und saugten ihnen das Blut aus. Sie hatten ihre Fänge willkürlich in die Körper der Mädchen geschlagen, Arme, Beine, wo sie sie gerade erreichen konnten.

Alexander war sofort klar, dass die Mädchen nicht mehr zu retten waren. Sie waren bereits tot. Allein dafür mussten diese Schurken büßen, wenn schon für nichts anderes.

»Clanführer!«, rief Delphine warnend. Sie, die als letzte zu dem Gelage gestoßen war, schien noch am klarsten denken zu können, aber ihr Ruf löste eine Kettenreaktion aus. Fünf Paar rotglühender Augen richteten sich auf ihn und Patrick. Die Französin dagegen wich zurück zum Fenster.

»Ihr habt unsere Gesetze gebrochen«, verkündete Patrick eisig, »dafür werdet ihr bezahlen.«

Der Vampir, der ihnen am nächsten stand, handelte als Erster. Er packte einen Kerzenleuchter, der auf einem langen Tisch stand, und ging damit auf Patrick los. Alexander trat vor, um sich dem nächsten zu stellen. Der junge Vampir ging mit gebleckten Fängen auf ihn los.

Hunderte von Jahren Schlachterfahrung machten es ihm leicht, dem Angriff auszuweichen und seinem Gegner mit einer blitzschnellen Bewegung die Kehle durchzuschneiden. Auch Patrick stand wieder neben ihm, in der Hand einen bluttriefenden Kerzenleuchter. Sein Gegner war ebenfalls tot.

Glas klirrte, und eine Scheibe ging zu Bruch. Alexander und Patrick konnten gerade noch sehen, wie Delphine aus dem Fenster sprang. Zwei der verbleibenden Vampire stürzten sich auf sie, der letzte sprang Delphine hinterher.

Alexander holte mit der Faust aus und zerschmetterte seinem Gegner den Kiefer. Der Bastard schnellte hoch und zielte mit dem Fuß auf seinen Hals. Alexander duckte sich und packte den Mann im Nacken, schleuderte ihn quer durchs Zimmer. Man hörte das Geräusch brechender Knochen, aber sein Gegner hatte Menschenblut getrunken und war wie besessen. Sofort sprang er wieder auf die Beine. Alexander warf einen raschen Blick zu Patrick. Dessen Gegner lag bereits tot zu seinen Füßen.

»Verdammt, lassen wir den hier am Leben«, zischte Patrick.

Gemeinsam trieben sie den Vampir in die Enge. Dieser stieß trotz seines gebrochenen Kiefers ein wildes Fauchen aus. Ohne Vorwarnung packte er einen Stuhl, brach ein Stuhlbein ab und holte damit aus.

In diesem Moment ertönte draußen ein Schrei, der Patrick eine Sekunde lang ablenkte. Das Stuhlbein war nur mehr Millimeter von seiner Brust entfernt, als Alexander ihrem Angreifer den Halswirbel brach.

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